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DAS PFERD AN DER DECKE

BIBLIOTHEK FÜR ARCHITEKTUR, KUNST UND DESIGN

Der Leonardo Campus im Norden von Münster bildet mit der Kunstakademie, der münster school of architecture (msa) und dem Fachbereich Design einen Kreativ-Campus auf dem Gelände einer ehemaligen Reiterkaserne. Die Buchbestände sind zusammengefasst in einer Bibliothek und besetzen nun statt den Pferden einen Teil der früheren Stallungen. Die Regale bedürfen jedoch weiterer Stellplätze. Doch wo? 

Vor dem Stall stehen schon lange keine Pferde mehr. Stattdessen werden h i e r nun die Bücher stehen. Eingerahmt werden diese durch eine Glasfassade, deren großformatige Scheiben mittels Glasschwertern ausgesteift sind. Diese Fassade aus besonders klarem Glas prägt das Gebäude durch seine hohe Transparenz. Die Bücher werden so tags und besonders nachts auch von außen als bedeutender Mittelpunkt des Hochschulcampus erlebt und so zum einprägsamen Zeichen der Bildung.

Der Raum ist dreigeteilt und bietet den Studierenden verschiedene Arbeitsmöglichkeiten. Im vorderen Bereich entwickelt sich die Fassade zu drei Studierkabinen für ein ungestörtes Lernen, im hinteren Bereich steht ein Tisch für Gruppen bereit, flexibel abtrennbar durch einen Akustikvorhang. Als veränderbares Element kann er eine individuelle Denkzone schaffen oder einen größeren Bereich öffnen. Die Außenseite ist bedruckt mit einem digital generierten Motiv auf der Grundlage der “Schule der Philosophen“ von Rafael. Durch Indifferenz erzeugt der Vorhang eine ständig wechselnde Raumbeziehung. 

 

Gottfried Sempers Postulat für Polychromie und seine Feststellung, dass Farben weniger schreien als blendendes weiß, wird beim Zusammenspiel von intensiv grüner Decke und schwarzem Fußboden mit der Farbigkeit der Bäume und dem Ziegelton umgebender Bauten deutlich erlebbar. Beim Blick durch die Glasfassade erscheint die Umgebung wie in Hochglanz, viel farbiger, als dies außerhalb des Gebäudes wahrgenommen werden kann.

Die flügel-ähnliche Bedachung steht im hinteren Teil auf drei Stützen, deren Form ein Moment der Bewegung der Beine der Pferde ist, die sich früher hier bewegten. Sie sind digital entwickelt und Produkt einer computergesteuerten, modernen Stahltechnologie. In Münster regnet es sprichwörtlich viel. Entlang einer offenen Traufe auf der gesamten Längsseite werden die Niederschläge inszeniert und als Vorhang, der als zweite Ebene vor der Fassade heruntertropft, zum Erlebnis. Das Regenwasser wird in einer Rigole vor der Fassade gesammelt und ökologisch wirksam dem Gelände zugeführt.

Zwischen neuem und altem Dach erhellt eine Lichtfuge die historische Stallwand. Treppen und Durchgänge durch die Wand verhindern Stillstand und sorgen so für eine Vernetzung beider Teile.

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AUSZEICHNUNGEN

Stahlbau

Barcelona, 2009

DAM

Deutscher Architekturpreis, Finalist, Frankfurt, 2011

Architizer

Architizer Award, 1. Platz Bibliotheksbauten weltweit, New York, 2013

Westfaelisch-2

Westfälischer Preis für Baukultur 2015, Anerkennung

Heinze

DEUBAU Heize Award 2011            2. Publikumspreis

Deutscher-Hochschulbaupreis-2012

Auszeichnung: Deutscher Hochschulbaupreis 2012  Deutsche Universitätsstiftung / Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Die Erweiterung der Bibliothek für Architektur, Kunst und Design ist ein Realisierungsprojekt, hervorgegangen aus einem Entwurf an der münster school of architecture. Die Fertigstellung erfolgte im April 2010. Anlässlich dieses Projektes entstand im Juni 2008 die studentische Planungsgemeinschaft zauberscho(e)n. Die Realisierung erfolgte gemeinsam mit Bühler und Bühler Prof. Dipl.-Ing. Architekten, München.

Bauherr
Land Nordrhein-Westfalen / BLB


Nutzer
Fachhochschule Münster, Kunstakademie Münster


Nutzung
Bibliothek für Architektur, Kunst und Design


Ort
Leonardo-Campus Münster


Programm
400qm NF, 1450 Regalmeter, 3 Studiercarrels,
Einzelarbeitsplätze, Besprechungszone

 
Entwurf, Planung und Umsetzung
Planungsgemeinschaft zauberscho(e)n, Münster
Bühler und Bühler Prof. Dipl. Ing. Architekten BDA, München


Team
zauberscho(e)n: Mathias Horstmann (Mitarbeit Entwurf), Andreas Schüring, Stephan Weber
Bühler und Bühler: Prof. Herbert Bühler


Tragwerksplanung
Ingenieurgemeinschaft Führer Kosch Jürges, Aachen


Generalunternehmer
Averbeck Bau GmbH, Ostbevern


Stahlbau
Bentheimer Stahl und Hallenbau, Bad Bentheim


Fassadenbau
Josef Gartner GmbH, Gundelfingen


Planung + Bauzeit
2008-2010

© Fotografien
Roland Borgmann


Fertigstellung
April 2010

 

 

 

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